Frankreich ist bekannt für guten Wein und Baguette, leider inzwischen aber auch für besonders umweltschädliches Verhalten in Verbindung mit Essen und Trinken: Jedes Jahr werden in Frankreich etwa 4,7 Milliarden Plastikbecher weggeworfen, von denen nur circa 1% recycelt werden.
Im Juli 2016 wurden bereits Plastiktüten verboten1 und ab 2020 sollen die Franzosen nun auch kein Einweggeschirr mehr verwenden.2
Hintergrund ist das Energiewende-Gesetz "Energy Transition for Green Growth Act", mit dem Präsident François Hollande es sich zum Ziel gemacht hat, Frankreich zu einer "Vorbild-Nation in Sachen Reduktion von Treibhausgas-Emissionen, alternativer Energiemodelle und erneuerbarer Energiequellen"3 zu machen. Das Gesetz wurde von der grünen Partei EELV eingebracht.4
Die Lobby zeigt sich kritisch
Die französische Bevölkerung hat bisher auf derlei Gesetze positiv reagiert. Doch seitens der Lobbyisten gibt es Kritik. So teilte beispielsweise ein Sprecher des internationalen Verpackungsunternehmens Pack2Go der Nachrichtenagentur Associated Press mit: "Wir bitten die Europäische Kommission, das Richtige zu tun und gerichtliche Schritte gegen Frankreich einzuleiten, weil es europäisches Recht verletzt. Wenn sie das nicht tun, werden wir es tun."
Laut dem EU-Verband für Verpackungshersteller würde das Gesetz den freien Warenverkehr behindern und stelle damit eine Verletzung der Grundfreiheiten des Binnenmarktes dar.5
Einweggeschirr bedeutet mehr als "nur" Ökologie und Politik
Einwegverpackungen enthalten oft schädliche Stoffe. Verpackungen aus Plastik wird meist Bisphenol A (BPA) als Weichmacher zugesetzt. Sie machen das Plastik elastischer. Allerdings nehmen wir so täglich Giftstoffe auf, zum Beispiel beim Trinken aus einer klassischen Wasserflasche. Weichmacher können den Hormonhaushalt stören und die Lernfähigkeit und Beweglichkeit von Spermien mindern.6 Sie sind sicherlich mit ein Grund dafür, dass in Frankreich besonders viele Menschen von hormonabhängigen Krankheiten wie Brust- und Prostatakrebs betroffen sind.
Mit dem Verbot von herkömmlichen Einwegverpackungen setzt Frankreich also nicht nur ein Zeichen für Umweltschutz, sondern verringert auch Gesundheitsrisiken.
Der Trend macht sich auch in anderen Ländern bemerkbar
Und der Trend ist überall zu spüren - in Neu Delhi wird Einweggeschirr sogar ab 2017 komplett verboten7 und auch auf Mallorca gibt es einen Regierungsentwurf, der ab 2020 den Verkauf und Vertrieb von Einweg-Plastikgeschirr verbieten soll.
"Wir glauben, dass sowohl Plastiktüten als auch das Einweggeschirr verzichtbar sind. Es handelt sich hier um Abfälle, die gravierende Auswirkungen auf die Umwelt haben, aber komplett vermeidbar sind", so ein Sprecher des balearischen Umweltministeriums. Einweggeschirr und -tüten aus biologisch abbaubaren Stoffen seien davon ausgenommen und es würde bald eine Liste mit unbedenklichen Stoffen veröffentlicht werden.8
Auch die französische Regierung empfiehlt als Alternative Bio Einweggeschirr. So wird von der Bevölkerung nicht verlangt, sich von einem auf den anderen Tag umzustellen - die Franzosen müssen nicht plötzlich richtiges Geschirr zum Picknick mitnehmen. Sie können stattdessen einfach recycelbare Palmblatt- oder Zuckerrohrteller verwenden.
Bio Einweggeschirr als Alternative
Bio Einweggeschirr wird also immer relevanter als Weg, um Bedürfnisse auf umweltfreundliche Weise zu befriedigen. Geburtstagspartys, Festivals und Co. müssen in Zukunft nicht ausfallen, sondern können mit gutem Gewissen gefeiert werden. Das ist der Vorteil, wenn man sich nach ökologischen Alternativen umschaut, statt nur den Zeigefinger zu heben und Menschen zum Verzicht aufzufordern.
Verpackungen und Einweggeschirr sind per se nicht schlecht - es kommt lediglich auf das Material an, aus dem sie gefertigt werden. Wir nutzen PLA (Bio-Kunststoff), Zuckerrohr, Palmblatt und Papierfaser, da so natürliche Abfallstoffe wiederverwendet werden können, die sich nach der Verwendung abbauen und wieder in Erde verwandeln. So entsteht ein Kreislauf und plötzlich ergibt die Idee von Einweggeschirr statt schlechtem Gewissen einen Sinn.
Palmblattgeschirr eignet sich durch sein raffiniertes Design sehr gut, um auf ästhetische Art und Weise Gerichte zu servieren und dadurch aufzufallen. Zuckerrohr Geschirr ist mit seinem edlen, weißen Design für Anlässe geeignet, bei denen man sonst vielleicht klassische Plastikteller eingesetzt hätte. Palmblatt und Zuckerrohr sind beide sehr hitze- und kälteresistent. Außerdem ist auch PLA (Biokunststoff) ein wichtiges Material, aus dem Becher hergestellt werden, die sich ideal für frische Smoothies und Ähnliches eignen. Auch Papierfaser kann eine sehr gute Alternative sein - gerade bei Burgerboxen oder Kaffeebechern, wo sonst oft viel herkömmlicher Kunststoff eingesetzt wird.
Deutschland hinkt hinterher
In Deutschland gibt es noch kein offizielles Verbot von herkömmlichem Einweggeschirr, was wohl auch daran liegt, dass der Verpackungsbereich hierzulande das wichtigste Einsatzgebiet für Kunststoff ist. Allein 2015 konnten Umsätze von rund 24 Milliarden Euro verzeichnet werden. Ein erster Schritt ist immerhin die EU-Richtlinie zur Reduktion des Verbrauchs von Plastiktüten: so sollen bis Ende 2019 jährlich maximal 90 pro Kopf verwendet werden und bis 2025 40 Stück. Aktuell sind es 70. Um dieses Ziel zu erleichtern, kann man nun an den meisten Stellen Plastiktüten nur noch kostenpflichtig erwerben.9
In Bezug auf Einweggeschirr lassen gesetzliche Regelungen noch auf sich warten. Dennoch sprießen Alternativen aus dem Boden, die immer mehr Menschen freiwillig bevorzugen. Und da der Markt von den Kunden beeinflusst wird, liegt es auch ihrer Hand zu beeinflussen, wohin Gelder fließen sollen und zu zeigen, wie man sich Umweltpolitik vorstellt.
Quellen und weiterführende Informationen
- http://www.deutschlandfunk.de/energiewende-gesetz-frankreich-will-plastiktueten-teilweise.697.de.html?dram:article_id=358804
- http://www.sueddeutsche.de/panorama/umweltschutz-frankreich-verbietet-plastikgeschirr-1.3169895#redirectedFromLandingpage
- http://ze.tt/frankreich-verbietet-einweggeschirr
- https://www.thelocal.fr/20160913/plastic-ban-to-hit-picnics-in-france
- http://www.businessinsider.de/plastikgeschirr-verbot-frankreich-verbannt-ab-2020-einwegbesteck-2016-9
- https://netzfrauen.org/2014/11/06/vorbildlich-frankreich-verbietet-weichmacher-einweggeschirr-und-plastiktueten
- https://netzfrauen.org/2016/12/17/kunststoff
- https://mallorcamagazin.com/nachrichten/lokales/2017/05/12/55012/govern-plant-verbot-von-plastikgeschirr.html
- http://www.umweltbundesamt.de/themen/ende-der-kostenlosen-plastiktueten-fragen-antworten